Bedeutung und Rolle der Phantasie
Filme mit starkem positivem Inhalt werden immer wieder als Realitätsflucht abgetan: eine Flucht in eine illusionäre Scheinwelt.
Deshalb ist es an dieser Stelle notwendig, ein paar Worte zur Rolle und Bedeutung der Phantasie zu verlieren:
Alles was "real" und "materiell" existiert, gab es zunächst als Gedanke.
Alles was irgendwann real und materiell existieren soll, muss zunächst in der Phantasie erschaffen werden. Die Phantasie läuft den materiellen Entwicklungen voraus.
Die Phantasie schafft den emotionalen Druck, der nötig ist, damit Dinge in der materiellen Welt geboren werden. Die Phantasie klärt Probleme und simuliert Entwicklungen.
Dinge wachsen in der Phantasie, bevor sie in die materielle Welt eintreten und dort weiterwachsen können.
Was aber hat es dann mit den Vorwürfen einer Flucht in eine Scheinwelt auf sich?
Klar ist: Reisen in der Phantasie in eine positive Wunschwelt erzeugen positive Gefühle.
Und klar ist auch: Die positive Phantasie-Welt kann in krassem Gegensatz zur realen Lebenssituation stehen.
Das verleitet manche Menschen, aus der Phantasie gar nicht mehr zurückkehren zu wollen und nur noch ihre ganze Zeit in diesen positiven Phantasiewelten zu verbringen.
Das wäre dann eine Realitätsflucht, denn es nimmt einem Menschen die Handlungsfähigkeit in der realen Welt. Wer nur noch in positiven Phantasiewelten herumirrt, verliert die Fähigkeit, sein reales Leben praktisch zu bewältigen.
Es geht also darum zwischen Phantasie und realer Welt flexibel wechseln und auch unterscheiden zu können.
Wenn aber zwischen Phantasiewelt und realer Welt eine große Kluft liegt, dann kann die Rückkehr aus der Phantasie in die Realität schmerzhaft sein. Ich nenne das den Realitätsschock.
Ein flexibler Umgang mit der Phantasie als Gestaltungselement für das eigene Leben erfordert also die Bereitschaft, sich diesem Realitätsschock zu stellen und sich ihm immer wieder auszusetzen, auch wenn es weh tut.
Der Realitätsschock ist natürlich um so größer, je größer die Kluft zwischen Phantasie und Realität - das ist soweit logisch, aber er hängt auch in starkem Maße davon ab, ob ein Mensch an die Verwirklichung seiner Träume glaubt oder nicht.
Je weniger ein Mensch an die Verwirklichung seiner Träume glaubt, um so mehr schmerzt es, aus der Phantasie in die Realität zurückzukehren.
Sich diesem Schmerz zu stellen und ihn auf sich zu nehmen, stärkt den Glauben an die Verwirklichung der eigenen Träume.
Aber Menschen versagen sich ihre Phantasie, weil sie Angst vor einer Enttäuschung haben, wenn es scheinbar so aussieht, als wären ihre Träume doch nicht erfüllbar.